Mittwoch, 21. September 2011

Old money (Fortsetzung vom gestrigen Thema)

Der G(eld)-Code:
Wer von sich unterschwellig behaupten will, dass seine Familie nicht erst seit ein oder zwei Jahrzehnten wohlhabend ist, der macht dies eben auch auf eine Art und Weise die eher unauffällig ist. Zumindest, wenn er es auf eine Weise machen will, die unsere Aufmerksamkeit verspricht.
Neureiche tragen sichtbar Ralph Lauren-Polospieler auf ihren Shirts mit Guccigürtel, Prada Schuhen und Uhren, dessen Uhrzeit ich von 20m Entfernung lesen kann.

Alter Reichtum zeigt mit seinem genau gegenläufigen Verhalten Ablehnung, die manchmal sogar sehr fies ist und vor allem sehr arrogant gegenüber "Neureichen" sein kann wenn man zw. den Zeilen liest. Man muss sich und anderen eben nichts mehr beweisen.
Das schönste Gefühl ist es wohl zu denken: Ich könnte, habe es aber nicht nötig. Nur ein Kenner sieht also manchmal an einer sehr alten Uhr, einem Siegelring oder alten Schuhen, dass der Träger etwas auf sich hält und entweder wohlhabend ist oder auch es evtl. mal war.

 Turnbull and Asser , London
Der Verkäufer im Kellergeschoss mit den langen Haaren sinniert mit mir über Schuhe.
Er trägt "bespoke Edward Green's"!

 Was ist Edward Green? Verkäufer bei Drakes of London sagten:"If God would wear shoes, they'd be Edward Green's"

Zurück bei T&A fügt der junge Mann noch hinzu: "Of course they werent made for me, but I got them on a vintage market and they fit properly."
Am Ende der Unterhaltung geht es um das, worauf viele "fogeys" (mich inklusive) dubioserweise abfahren: Löcher in den Schuhen.
Nicht an der Sohle, sondern in der Gehfalte auf der Kappe,...vom jahrelangen Tragen. Seine Schuhe hatten ein winziges Loch, welches er zu flicken noch nicht bereit war.
 Er erzählte: A good friend of mine once said that "only a true Gentleman wears shoes with holes"! Noteworthy.
Daher spielen die Briten auch mit ihren Trickers im Matsch Fußball oder laufen durch Matsch-für Patina und Löcher. Es gibt nichts schlimmeres als ein paar Schuhe die neu aussehen.
Dasselbe wird einem übrgs. auch gesagt wenn man sich auf der Savile Row einen Anzug machen lässt. Er soll nicht neu, sondern eingetragen aussehen.
 Fred Astire hat im Ritz, nach einer Lieferung neuer Maßkrüge, auch immer Jacke und Hose gegen die Wände geworfen damit der "Neue-Look" vergeht.

Intuitiv habe ich so schon immer auf meinen neuen Schuhen herumgetrampelt und sie gedehnt wie sonst was, damit das Leder weicher wurde.
Mein erster Maßanzug aus Holland & Sherry Stoff war anfangs so steif, dass ich den "Fred Astaire" gemacht habe.
Ein guter Freund lacht sich über meinen Vintage-Wahn, wie er ihn nennt, stets tot. Sobald in meinen Sachen ein Riss, ein Fleck oder eine Abnutzung zu sehen ist freue ich mich während er mich auslacht.

Es ist nicht nur der Wahn, dass es alt aussieht. Es ist auch der Gedanke, dass man, je älter die Klamotte ist, immer mehr daran hängt und sie immer besser behandelt und stolz darauf ist wie lange sie einen begleitet. Außerdem freut man sich, dass man mit einem Kleidungsstück-ganz ökologisch und ökonomisch-so lange auskommt. Das macht ja sogar noch richtig Sinn. Fürchterlich!

In diesem Sinne: Schönen Abend und cheers

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